Zeitfresser Perfektionismus – Lass deinen Anspruch los und bring mehr Tempo in dein Business

Übertriebener Perfektionismus bremst dich beruflich aus – egal, ob du selbstständig bist oder angestellt – und hindert dich daran, erfüllt und glücklich zu sein.

Im Artikel zeige ich dir, warum Perfektionismus deinen Erfolg verhindert und was du tun kannst, um ihn abzulegen. Nicht den Erfolg, sondern den Perfektionismus.

Perfektionismus hat viele Gesichter

Perfektionismus ist ein überzogener Anspruch an sich selbst. Ziel ist es, makellose Ergebnisse zu schaffen und Fehler zu vermeiden.

Im Alltag als Unternehmer*in zeigt sich Perfektionismus auf viele Arten.

Du …

… arbeitest seit Monaten an deiner eigenen Website, aber findest immer wieder Gründe, sie noch nicht zu veröffentlichen (Spoiler: Deine Website ist nie fertig!)
… schiebst anspruchsvolle Aufgaben vor dir her, weil du das Gefühl hast, ihnen niemals gerecht werden zu können (und ob du das kannst!)
… liest wichtige Mails zigmal durch, bevor du sie abschickst
… kannst tolles Feedback nur schwer annehmen, weil du findest, du hättest es noch besser machen sollen
… prokrastinierst im Arbeitsalltag, weil dich deine eigenen Ansprüche dich lähmen (du bist nicht faul)

Sich von Perfektion lenken zu lassen, fordert einen Preis, der in meinen Augen viel zu hoch ist. Für Selbstständige ist Perfektionismus ein richtiger Wettbewerbsnachteil.

Aber lies mehr.

Perfektionismus bremst dein Wachstum

Wenn ich mich nicht selbst stoppen würde, könnte ich tagelang an einem Text feilen. Bestimmt fällt es dir auch schwer, manche Aufgaben loszulassen. Dabei steigt die Qualität auf den letzten Metern meist nicht mehr wesentlich. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

Dafür frisst Perfektionismus eine Menge Zeit und Energie, die du gewinnbringend in andere Aufgaben stecken könntest. Du könntest mehr Kund*innen im 1:1 annehmen. Produkte umsetzen, die du schon lange im Kopf hast. Häufiger auf Social Media posten und schneller deine Community aufbauen.

Aber Perfektionismus hält dich davon ab, produktiv zu sein und schnell umzusetzen – er ist ein echter Wettbewerbsnachteil.

Du kommst nicht in deine Geniezone

Hinter Perfektionismus steckt nicht die natürliche Motivation, großartige Qualität abzuliefern. Nein, die Antreiber sind Stress und Angst! Bewusst oder unbewusst hast du die Überzeugung, dass deine Arbeit nicht gut genug ist. Häufig ist auch mangelnder Selbstwert nicht weit. Mit deinen tatsächlichen Fähigkeiten hat das nichts zu tun.

Unter Stress kreativ sein und klar denken, ist evolutionsbiologisch ein Widerspruch. Denn Angst macht eng. Bei Stress wähnt dich dein Körper in Lebensgefahr und will dein Überleben sichern, also entweder kämpfen oder flüchten. Intellektuelle Aufgaben lösen hat dann überhaupt keine Priorität. Deine Kreativität wandert in den Keller.

Geniale Ergebnisse entstehen aus einem entspannten Zustand. Sie kommen aus der Freude. Wenn du locker lässt, dann fließen auch die guten Ideen. Dann wandern Gefühl und positive Energie in deine Arbeit und das spüren deine Kund*innen.

Das Gegenteil von Perfektionismus

Perfektionismus bremst aus und engt ein, sodass kaum Entwicklung möglich ist.

Das Gegenteil davon ist, Spaß am Ausprobieren. Flow spüren. Den Prozess genießen und nicht nur auf ein Ergebnis hinarbeiten, das du (überkritisch) bewertest.

Provokant ausgedrückt: Das Gegenteil von Perfektionismus ist pure Lebendigkeit. Leben und spielen. Die Kontrolle loslassen und annehmen, dass manche Dinge super laufen und andere nur mittelmäßig. Ohne immer genau zu wissen, warum.

Perfektionismus ablegen – aber was kommt dann?

Ein perfektionistischer Anspruch ist nichts, was du von heute auf morgen einfach abstellen kannst.

Dein Perfektionismus ist eine Strategie, die du entwickelt hast (vielleicht schon als Kind) und bereits eine Weile „erfolgreich“ anwendest. Erfolgreich, weil sie dich vermeintlich (!) vor Dingen schützt, mit denen du nicht gut umgehen kannst. Zum Beispiel vor Kritik, vor dem unangenehm Auffallen oder sogar Erfolg. Auch der kann einschüchtern.

Falls du spürst, dass dich dein Perfektionismus einschränkt und dir deinen Spaß am Business verdirbt, dann benötigst du einen Plan B, eine neue, gesündere Haltung, mit der du deine Aufgaben in Zukunft anpackst.

5 Alternativen zum Perfektionismus:

1. Folge der Freude

Mach, was dir Spaß bringt. Als Unternehmer*in entscheidest du selbst, wie du deine Angebote, Arbeitsweise, Marketing und Co. gestaltest.

Deine Arbeit sollte nicht nur deine Wunschkund*innen glücklich machen, sondern zuallererst dich selbst. Geh spielerisch an deine Aufgaben heran.

Verlass dich auf dein Bauchgefühl und folge deiner Freude. Deine Ergebnisse werden mehr Gefühl transportieren und weniger kopflastig sein.

2. Konzentriere dich aufs Wesentliche

Manchmal wünsche ich mir heimlich, dass Kund*innen mich für meine gewählte Schriftart oder meine Branding-Farben loben. Ich erinnere mich noch, wie ich wochenlang auf der Suche danach war und am Ende sehr stolz darauf.

Naja, aber die Wahrheit ist, für die meisten ist das Nebensache.

Es ist trotzdem verführerisch, sich mit den schönen Dingen im Business zu beschäftigen. Das perfekte Logo, die genialen Fotos, der knackige Text, den du 100 Mal umgeschreibst. You name it.

Besser wäre allerdings, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Die gewünschten Ergebnisse für deine Wunschkund*innen.

Alles drumherum ist Bonus!

3. Mach mal etwas richtig schlecht

Diese Inspiration habe ich von Hermann Scherer mitgenommen. Wenn sein Team etwas für ihn schreiben soll, lautet seine Anweisung:

„Ich erwarte schlechte Qualität in 20 Minuten!“

Dahinter steckt seine Beobachtung, dass die meisten Menschen schlecht darin sind, aus dem Stegreif etwas Geniales zu erschaffen, aber supergut darin, Vorhandenes zu verbessern. Anders ausgedrückt: Irgendwo müssen wir halt anfangen.

Vermutlich wirst du überrascht feststellen, dass deine „schlechte Arbeit“ gar nicht so übel aussieht.

4. Werde jeden Tag ein kleines bisschen besser

Der US-Psychologe Anders Ericsson hat 1993 die 10.000-Stunden-Regel aufgestellt. Laut seiner These braucht es so viel Praxis, um zum Experten in einem bestimmten Bereich aufzusteigen. Talent dafür? Eher nebensächlich.

Wir müssen diese Behauptung nicht auf die Goldwaage legen. Aber was wir daraus lernen: Niemand wird als Expert*in geboren.

Wir werden erst durch Fleiß, Disziplin und Hingabe dazu. Ein Fünkchen Talent schadet in meinen Augen auch nicht. Perfektionismus hingegen schon.

Denn eine steile Lernkurve legst du nur hin, wenn du entspannt und mit Freude Erfahrungen sammelst und mit jedem Fehler ein klitzekleines bisschen besser wirst.

Leg deinen Fokus lieber auf deine Fortschritte statt auf das vermeintlich perfekte Endergebnis.

5. Gib dir weniger Zeit

Perfektionist*innen fehlt es häufig an Pragmatismus. Einfach eine Aufgabe nüchtern abarbeiten, weil sie eben gemacht werden muss – undenkbar. Schließlich muss es genial werden.

Wir alle kennen aber auch die Magie der Deadlines. Wenn’s hart auf hart kommt, können wir plötzlich problemlos liefern.

Ich erinnere mich an meine mündliche Abschlussprüfung in meinem Bachelor-Soziologiestudium. Da ich das Wochenende davor mit Freund*innen in diversen Bars „hängengeblieben“ bin (hey, das war nicht der Plan!), blieb mir nur ein Tag, um mein zweites Prüfungsthema vorzubereiten. Nicht mal das Buch hatte ich bis dato gelesen.

Das ist dann passiert: Ich setzte mich einfach hin, las „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ von Max Weber (sehr empfehlenswert), machte Notizen, reflektierte den Inhalt und schaute mir genau eine Sekundärquelle dazu an.

Ohne Drama. Ohne Stress. Frei von Versagensängsten.

Die Prüfung schloss ich ausgezeichnet ab, obwohl ich mich nicht perfekt vorbereitet hatte. Es war aber offenbar gut genug.

Wenn du also das nächste Mal vor einer Aufgabe stehst, die du supergut machen willst, leg dir vorher ein fixes Zeitfenster fest. Am besten du trickst dich aus und setzt an deine Deadline eine feste Verabredung. Für Perfektionismus bleibt dir dann schlicht keine Zeit.

Perfektionismus muss verlernt werden (und das dauert)

Perfektionismus hemmt nicht nur dein Unternehmenswachstum, sondern schmälert auch dein persönliches Glück. Tschakka-tschakka-Coaches würden jetzt vielleicht sagen: „Na dann mach einfach! Was hält dich noch auf?“

Ich finde aber, aus der Perfektionismusfalle herauszufinden ist leichter gesagt als getan. Denn meist stecken viel tiefere Themen wie Selbstzweifel und die Suche nach Anerkennung dahinter.

Der Wunsch nach Vollkommenheit muss auch erst wieder verlernt werden. Fang lieber klein an und sei nachsichtig mit dir. Viel Erfolg dabei.

Teile deine Gedanken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.