Spiritualität im Alltag – In kleinen Schritten zur eigenen Größe

In meiner Blogparade: Was ist Spiritualität? rufe ich dazu auf, die eigenen spirituellen Erfahrungen mit anderen zu teilen. Dies hier ist nun mein persönlicher Beitrag, in dem ich dir erzähle, wie ich Spiritualität in meinen Alltag einbaue und was spirituelles Wachstum für mich bedeutet.

Früher verband ich den Begriff Spiritualität mit Räucherstäbchen, Sitzkreisen, alternativen Wohnprojekten und überhaupt mit einer Art Hippie-Lifestyle. Nicht unbedingt meins. Heute habe ich verstanden, wie unbedeutend diese äußeren Dinge sind. Denn Spiritualität beginnt im Innen und jeder Mensch fühlt und versteht sie auf seine eigene Weise. Meine spirituelle Reise drückt sich eher in kleinen alltäglichen Gewohnheiten aus als in irgendwelchen größeren Events oder Erweckungserlebnissen.

Kleine Rituale nähren meine Seele, geben mir Energie und erden mich im Alltagstrubel. Das sind meine wichtigsten Alltagspraktiken:

Yoga als Morgenritual

Zwar bin ich keine Verfechterin des Morgenrituals, habe aber ein paar Abläufe, mit denen ich gerne in den Tag starte. Nach dem Aufstehen lüfte ich, mache mir einen Tee und dann geht’s – meistens noch im Schlafanzug – auf die Yogamatte. Am liebsten angeleitet durch YouTube-Videos von Adriene Mishler oder Mady Morrison. Besonders liebe ich Adrienes feinfühlige und achtsame Anleitungen, in denen auch meditative Elemente nicht zu kurz kommen.

Ihre Sessions beginnen oft im Schneidersitz und mit geschlossenen Augen. Ankommen, ein paar Mal durchatmen und sich spüren. Erst dann beginnen die eigentlichen Flows, die immer unter dem Motto Find what feels good stehen. Yoga hilft mir, mich zu erden und auf den Tag einzustimmen. Außerdem unterstützen die Yogaübungen meinen Körper, der durch die Schreibtischarbeit recht einseitig gefordert wird, indem sie die ein oder andere Verspannung lösen und vorbeugen.

Bullet Journaling

Seit circa 10 Monaten plane und reflektiere ich mein Leben mithilfe eines Bullet Journals. Da ich vom Typ her kreativ-chaotisch und tendenziell eher introvertiert bin, kommt mir das BuJo mit seiner perfekten Mischung aus Struktur und Raum für kreative Ideen, Notizen und Tagebucheintragungen sehr entgegen.

Mit herkömmlichen Jahresplanern bin ich nie wirklich warm geworden. Termine habe ich dort eher lieblos schriftlich fixiert, um sie eben nicht zu vergessen. Mit der Bullet-Journal-Methode habe ich mir ein Tool mit Tiefgang angeeignet. Neben der Planerei hilft es mir, mich selbst besser kennenzulernen, meine Gewohnheiten zu hinterfragen und belastende Gedanken loszuwerden, aber auch schöne Erlebnisse festzuhalten. Außerdem kann ich mich nach Lust und Laune kreativ darin austoben.

Seitdem ich mich mit dem Bullet Journal organisiere und reflektiere, fühle ich mich einen Tick entspannter. Allein die Gewissheit, einen verlässlichen Ort zu haben, an dem ich alle meine Gefühle, Gedanken und Aufgaben festhalten kann, wirkt auf mich beruhigend. Weil ich es meinen Bedürfnissen entsprechend gestalte, fühlt sich mein BuJo 100 Prozent nach mir und meinem Leben an. Gerade darin liegt für mich die Magie.

Feng Shui für den Energiefluss

Ich habe es schon immer geliebt, mich einzurichten, und reagiere sehr feinfühlig auf meine Umwelt. Trotzdem finde ich es manchmal schwer, Altes loszulassen. Feng Shui hat meinen Blick für meine Umgebung extrem geschärft. Die Grundannahme ist, dass alles, was uns umgibt, energetisch auf unseren Körper und unser Unterbewusstsein einwirkt. Wie wir uns einrichten, unterstützt oder blockiert unsere Lebensenergie.

Damit die Lebensenergie – das Chi – ungestört fließen kann, habe ich mich von vielen Dingen getrennt, die zwar irgendwann wichtig für mich waren, nun aber nicht mehr zu mir und meinen Wünschen und Zielen passen. Ich habe Bücher, die ich sicher nicht erneut lesen werde, aussortiert, Wandbilder abgehängt, Klamotten und Geschirr verschenkt. Viele Empfehlungen der chinesischen Harmonielehre hatte ich intuitiv schon richtig umgesetzt. Was ich sonst gerne als charmantes kreatives Chaos abgetan habe – unaufgeräumte Kleiderstapel oder der Geschirrstapel in der Küche – verzeihe ich mir seltener.

Ich hinterfrage und verändere meine Wohnung, die gleichzeitig auch mein Arbeitsplatz ist, tagtäglich. Meistens sind es Kleinigkeiten, die ich umstelle, abhänge oder entsorge. Meine wichtigste Erkenntnis: Die Wohnung und Einrichtung dürfen und sollen gemeinsam mit der eigenen Persönlichkeit wachsen. Deshalb ist man auch nie „fertig eingerichtet“.

Spiritualität in der Natur finden

Kraft in der Natur sammeln

Ein schönes Ritual, um den Kopf freizubekommen und den Blick auch mal in die Weite statt auf den Bildschirm zu richten, ist ein Spaziergang in der Natur. Für mich ist dort alles perfekt. Die Bäume, das Gras, die Sträucher und zwitschernden Vögel. Alles greift harmonisch ineinander. Nichts nervt oder drängt sich auf. Diese Einfachheit genieße ich und schöpfe daraus die innere Ruhe, die ich in meinem Arbeitsumfeld am PC und in den sozialen Medien nur schwer finde.
Meine größte Kraftquelle, mein Sehnsuchtsort, ist seit vielen Jahren das Meer. In seiner Rauheit und tiefen Schönheit finde ich mich von allen Landschaften am meisten wieder.

Kreativität als höchste Form von Spiritualität

Komme ich frisch vom Strand, dann habe ich nicht nur die Schuhe voller Sand, sondern auch die Taschen voller Steine und Muscheln. Auch abseits vom Meer komme ich von kaum einem Spaziergang ohne Fundstücke wie Äste, Blätter, Blumen, Kastanien oder Tannenzapfen wieder. Die Natur ist für mich eine riesige Inspirationsquelle. Ich liebe es, kreativ zu sein, und verwende dafür am liebsten Naturmaterialien. Daneben fotografiere ich leidenschaftlich gerne, erstelle Collagen, binde kleine Büchlein, male mit Aquarell oder Gouache oder probiere andere Techniken aus.

Beim Kreativsein komme ich am leichtesten mit mir selbst in Verbindung. Vergesse die Zeit und manchmal sogar das Essen. Die Befriedigung, am Ende des Prozesses ein fertiges „Produkt“ in den Händen zu halten, macht nur einen Teil des Zaubers aus. Viel schöner ist das Gefühl, ohne Leistungsdruck etwas von sich zu geben. Die eigene grenzenlose schöpferische Kraft zu spüren und sie frei von Erwartungen anderer auszudrücken. Nichts muss, alles kann. Insofern ist Kreativsein für mich das wichtigste Element meines spirituellen Alltags.

Was Spiritualität bedeutet

In meinen Augen beschreibt Spiritualität die Suche nach dem eigenen inneren Leuchten. Spirituelle Menschen sind (Schatz-)Suchende. Sie machen sich aktiv auf den Weg, um ihre eigene innere Größe zu erkunden. Sie sehnen sich nach seelischer Fülle und wissen, dass ihr Potenzial größer ist als das, was sie bisher ausschöpfen. Spirituelles Wachstum ist eine Form der Persönlichkeitsentwicklung, bei der Tugenden wie Liebe, Dankbarkeit und Großzügigkeit eine tragende Rolle spielen.

Ohne die geht meinem Eindruck nach nichts. Denn wir sind alle miteinander verbunden. Wir atmen die gleiche Luft, leben auf demselben Planeten, werden geboren und müssen sterben. Spirituelles Wachstum klappt nur im Einklang mit meiner Umgebung. Denn wenn ich anderen Leid zufüge, dann schade ich letztlich mir selbst.

Für mich war schon immer klar, dass es kosmische Kräfte gibt, die uns mit allem anderen auf der Welt verbinden und uns bei unseren Lebensaufgaben begleiten. Die einen nennen es Gott, ich nenne es Energie, Liebe oder Universum. Indem wir mit diesen Kräften gehen, statt uns dagegen zu wehren, können wir auch unsere eigene Spiritualität erkennen und leben.

Tipps für eine entspannte spirituelle Reise

Dein spiritueller Weg, deine Reise zu dir selbst, ist ein andauernder Prozess. Manche Menschen finden durch einschneidende Erlebnisse wie Burnout, Unfälle oder Verluste auf diesen Weg. Mein erster Tipp: Warte nicht, bis dir etwas Schlimmes passiert, sondern höre stets achtsam auf deine innere Stimme. Mach eine Bestandsaufnahme und befrage dich selbst: Führe ich das Leben, das ich mir wünsche? Bin ich glücklich im Job? Erfüllen mich meine Beziehungen? Bin ich der Mensch, der ich für mich und andere sein möchte?

Falls du dich mit spirituellen Ansätzen beschäftigst, überfordere dich nicht. Inspirierende Methoden und Ideen gibt es wie Sand am Meer. Du findest sie in der buddhistischen Lehre und bei den griechischen Philosophen genauso wie in Qi Gong oder Yoga. Entscheidend ist, mit welchen Methoden du dich wohlfühlst und welche Praktiken dich auf deinem Weg unterstützen.

Du kennst deinen spirituellen Weg am besten

Nicht jeder braucht überhaupt Instrumente, um zur eigenen Weisheit zu finden. Schließlich trägst du sie bereits in dir. Vielleicht findest du deine Erfüllung im Pferdestall, bei der ehrenamtlichen Arbeit im Altenheim, in der Meditation oder auf Hip-Hop-Konzerten. Who knows.

Orientiere dich an deinen Leidenschaften, aber auch an den Ressourcen, die dir momentan zur Verfügung stehen. Wenn deine Lebensumstände es gerade nicht zulassen – vielleicht bist du frisch gebackener Papa, stolze Mama, hast mehrere Jobs oder stehst kurz vom Staatsexamen –, dann bringt dir die Stunde Meditation am Tag wahrscheinlich mehr Stress als Erfüllung. Spiritualität soll deinen Alltag bereichern. Dir selbst Druck machen und krampfhaft an Ideen festhalten, bringt nichts. Außer ein schlechtes Gewissen, wenn du dir Sachen vornimmst, die du zeitlich nicht schaffst. Lass dir die Zeit, die du brauchst.

Wachsen heißt nicht, möglichst schnell möglichst groß werden. Wachsen heißt: ganz behutsam und allmählich die uns eigene und angemessene Größe entwickeln, bis wir den Himmel in uns berühren.

Jochen Marriss

Spiritualität in den Alltag einbauen

Spiritualität ist nichts für Eilige, so viel habe ich schon gelernt. Es dauert, bis Herz und Kopf die Erfahrungen verarbeiten und du bereit bist, den nächsten kleinen Schritt zu gehen. Deswegen finde ich es auch sinnvoll, Spiritualität klein im Alltag anzufangen. Beschäftige dich erstmal mit einer Methode, statt dich breit in alle Richtungen zu informieren. Es muss ja nicht gleich das Schweigekloster sein. 5 Minuten Meditation am Tag sind ein guter Anfang. Mach kleine Wanderungen in der Umgebung, bevor du den Jakobsweg läufst. Deine spirituelle Reise musst du fühlen und für dich gestalten. Schau, wann du für was bereit bist.

Zum Teil erfordert es auch Mut, sich auf Denkweisen und Erfahrungen einzulassen, die – milde gesagt – gesellschaftlich nicht sonderlich anerkannt sind, wie zum Beispiel Schamanismus, Hypnose oder die Befragung eines Mediums. Wenn dein Umfeld nur mit dem Kopf schüttelt, hilft dir eine Art spirituelles Selbstbewusstsein, darüber hinwegzusehen.

Unvoreingenommen dorthin gehen, wo deine Intuition und das Universum dich hinführen, ist der beste Rat, den ich dir zum Schluss geben kann.

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