5 Journalingideen, mit denen du sofort frische Perspektiven gewinnst

„Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“ soll der britische Schriftsteller Edward Forster mal gesagt haben. Das Gleiche würde ich auch vom Schreiben behaupten.

Keine Ahnung, was bei mir los ist, solange ich es nicht in Worte fasse. Schreiben bringt Ideen, Gedanken und Beobachtungen an die Oberfläche, die mir bisher verborgen waren – obwohl ich selbst die Quelle davon bin.

Schreiben bringt neue Erkenntnisse und frische Perspektiven. Wir wachsen mit jedem Wort.

Was mir bei diesem Prozess besonders hilft, ist, mir beim Schreiben Intentionen zu setzen. Das können Leitfragen oder kleine Aufgaben sein. Einfach drauf losschreiben ist nicht so mein Ding. Dafür ticke ich zu lösungsorientiert.

Meinen Ansatz möchte ich hier gern mit dir teilen, indem ich dich zum Schreiben anrege. Im Artikel stelle ich dir 5 originelle Journalingideen vor, mit denen du deine Kreativität ankurbelst und zu spannenden Lösungen findest, die du direkt für dein Leben und Business anwenden kannst.

Dieser Artikel ist übrigens Teil der Blogparade Schreiben übers Schreiben von Anna Koschinski. Check über den Klick auf den Link gern auch die anderen Artikel von Teilnehmenden aus.

Journaling holt dich sanft aus deiner Komfortzone

Persönlichkeitsentwicklung liegt nicht in unserer DNA. Ganz im Gegenteil. Alle Zellen unseres Körpers sehnen sich nach Sicherheit und gewohnten Routinen. Nicht danach, sich selbst zu entfalten und Neues auszuprobieren.

Wenn du dich persönlich weiterentwickeln möchtest, dann musst du schon nachhelfen. Zum Beispiel mit Journalingübungen.

Schon mit ein paar Minuten reflektiertem Schreiben am Tag kannst du

❋ gewohnte Denkmuster durchbrechen
❋ dich tiefer mit dir selbst und deinen Gefühlen verbinden
❋ Konflikte und Beziehungen mit anderen Augen sehen
❋ dein Kopfchaos ordnen
❋ dir über deine Wünsche klar werden und Ziele formulieren
❋ Veränderung anstoßen

Wichtig zu wissen: Dein Gehirn verarbeitet Informationen besser, wenn du deine Notizen handschriftlich machst (was ja mittlerweile auch easy auf Tablets geht). Versuche also, so oft wie möglich zum Stift statt zur Tastatur zu greifen.

1. Der fiktive Brief

Ein fiktiver Brief hilft dir, deine Haltung zu einer Person, einem Thema oder einem Gefühl besser zu verstehen. Du richtest dein Wort zwar nach außen, aber schaust dadurch nach innen. Es ist wie Tagebuchschreiben, nur mit einem imaginären Gegenüber.

Ein Brief hilft dir, schwierige Beziehungen zu klären, ohne direkt in die Konfrontation zu gehen. Bevor du einer Person etwas an den Kopf wirfst, das du später bereust, kannst du das tun, was reflektierte Erwachsene so tun: Bei dir hinschauen und deinen Anteil erkennen.

Vielleicht wirst du dadurch deine Bedürfnisse und Grenzen klarer sehen. Im besten Fall erkennst du, dass du – egal um welche Art von Beziehung es geht – nicht hilflos in der Falle sitzt, sondern für dich einstehen kannst.

Ein Brief muss aber nicht nur an reelle Personen gerichtet sein. Mithilfe eines Briefes kannst du auch in einen inneren Dialog mit Gefühlen wie Traurigkeit oder Angst gehen oder deine eventuell etwas zerrüttete Beziehung zu Geld unter die Lupe nehmen.

Du kannst einen Brief schreiben an:

❋ Geld
❋ deine*n Wunschkund*in
dein zukünftiges Ich
❋ Menschen oder Tiere, um die du trauerst
❋ deine Eltern, Ex-Partner*in, deinen Chef etc.
❋ ein Gefühl in dir

2. Dein TED-Talk

Kleines Gedankenexperiment: Stell dir vor, du springst als Speaker auf einer TED-Konferenz ein – und zwar schon morgen. Du hast 15 Minuten Redezeit.

❋ Über welches Thema sprichst du?
❋ Welche Inhalte packst du rein?
❋ Wie startest du deinen Talk, sodass die Leute gebannt wissen wollen, wie’s weitergeht?
❋ Welche persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse baust du ein?
❋ Wie beziehst du das Publikum mit ein?
❋ Wie schaffst du es, Gänsehautmomente zu erzeugen?

Diese kleine Übung hilft dir, deine Kernbotschaften als Mensch und Unternehmer*in zu sondieren. Du erkennst, was du wirklich zu sagen hast und wo du vielleicht auch in Zukunft deine Energie und Zeit reinstecken möchtest. Ob beruflich, ehrenamtlich oder im Privaten.

Dazu hält dich natürlich nichts davon ab, deine Rede tatsächlich auf die Bühne zu bringen, z.B. an der VHS, in Schulen, Co-Working-Spaces, bei CreateMornings oder auf einem deiner eigenen Kanäle wie YouTube oder Podcast.

3. Deine Bucket List

Das ist eine meiner liebsten Journalingideen, weil’s um große und kleine Träume geht. Auf eine Bucket List schreibst du alle Dinge, die du noch sehen, erreichen, ausprobieren und erleben möchtest, bevor du „den Löffel abgibst“ (im Englischen: to kick the bucket, daher der Name).

Durch die Methode kannst du dich mit deinen Zielen verbinden, dir über deine Wünsche klar werden und dich in deine Zukunft einfühlen. Du kannst deine Bucket List für bestimmte Zeiträume wie das laufende Jahr, diesen Sommer oder als „Lebensliste“ anlegen.

Was du dir vornehmen kannst:

❋ Reiseziele
❋ Sprachen lernen
❋ handwerkliche Fertigkeiten erlernen
❋ Sportarten ausprobieren
❋ Erlebnisse
❋ Projekte (Buch schreiben, Online-Kurs erstellen)
❋ Ausbildungen
❋ berufliche Meilensteine
❋ persönliche Qualitäten (z.B. eine Gewohnheit etablieren)
❋ Umsatzziele

Sobald du etwas erledigt hast, kannst du es abhaken. ✔️

Mein Tipp: Notiere auch Mini-Ziele, die low hanging fruits, die relativ schnell zu erreichen sind. Zum Beispiel ein Sauerteigbrot backen, alle Harry-Potter-Bände lesen, Waldbaden gehen, Kerzen selbst gießen, einen Kopfstand lernen, eine neue Frucht probieren oder dich ehrenamtlich in einem Verein engagieren.

Oft sind es die kleinen Vorhaben, die unseren Alltag aufpeppen und uns das Gefühl geben, wirksam zu sein und „was zu schaffen“. Mit einer Bucket List kannst du auch deine Mini-Erfolge noch mehr wertschätzen und feiern.

4. Alternativrad

Das Alternativrad ist ein Tool, mit dem du – wie der Name schon andeutet – alternative Lösungen brainstormen kannst. Es eignet sich für alle möglichen Fragen. So kann es dir als Unternehmer*in helfen, eine passende Positionierung zu finden, Produkte zu entwickeln oder Konflikte mit Kundinnen oder Geschäftspartnern zu lösen.

Die Methode stammt von Sabine Asgodom, ich habe sie mit ein paar eigenen Impulsen ergänzt. In ihrem Buch So coache ich – 25 überraschende Impulse, mit denen Sie erfolgreicher werden* findest du viele weitere klasse Übungen, die sich fürs Coaching und Selbstcoaching eignen – das Lesen lohnt sich!

Zurück zum Alternativrad. So geht’s:

❋ Schritt 1:

Nimm dir ein Blatt Papier oder dein Journal und einen Stift und zeichne ein Rad. In das Rad notierst du das Thema, um das es geht. Vom Rad abgehend zeichne 10-12 Speichen.

❋ Schritt 2:

Auf die erste Speiche schreibst du „Alles bleibt, wie es ist“. Und nun überlegst du dir, welche Möglichkeiten es noch gibt – am besten ganz ungehemmt und wie beim klassischen Brainstormen, ohne zu bewerten. Rumspinnen ist hier unbedingt erwünscht.

❋ Schritt 3:

Bewerte auf einer Skala von 0 bis 10 Punkten, wie sehr dir die jeweilige Idee gefällt. 0 bedeutet „Gefällt mir überhaupt nicht“ und 10 „Ist absolut genial“. Du darfst eine Punktzahl auch mehrfach vergeben.

❋ Schritt 4:

Überprüfe, welche Option die höchste Punktzahl erreicht hat. Eventuell hast du sogar mehrere Spitzenreiter. Lassen sich deine Favoriten miteinander kombinieren?

❋ Schritt 5:

Zuletzt kommt der Realitätscheck. Frage dich bei den Möglichkeiten mit höchster Punktzahl, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass du sie wirklich umsetzt.

✢ Was sagt dein Bauchgefühl?
✢ Was wären die Konsequenzen, wenn du Möglichkeit 5, 11 oder … umsetzt?
✢ Was musst du tun, um sie umzusetzen?
✢ Bist du bereit dazu?

Falls du eine Option umsetzen willst, mach dir direkt eine To-do-Liste und setz dir feste Deadlines.

Gut zu wissen: Die 72h-Regel besagt, dass du dein Vorhaben unbedingt innerhalb von 3 Tagen starten solltest. Wenn du das nicht tust, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass du überhaupt zur Tat schreitest gegen 0.

Die ersten Schritte müssen auch nicht groß sein. Wichtig ist nur zu starten. Du kannst eine E-Mail an eine entscheidende Person schreiben, Informationen recherchieren, die Domain für dein Projekt sichern, einen Namen finden, eine Umfrage an deine Newsletterliste schicken etc.

5. Jar of Awesome

Die Selbstständigkeit ist eine echte mentale Herausforderung. Ich habe noch nie in meinem Leben mehr über mich gelernt oder bin öfter an meine Grenzen gestoßen. Selbstzweifel und ungesunder Perfektionismus kicken bei mir regelmäßig rein. Es ist ganz natürlich, auch mal Durchhänger zu haben. Es schadet allerdings auch nicht, sich Strategien anzueignen, um sich wieder aufzupäppeln.

Eine Möglichkeit ist, sich ein Jar of Awesome zuzulegen (Konzept Tim Ferriss), in dem du Erfolge, positives Kundenfeedback, glückliche Momente, aber auch aufbauende Zitate auf kleinen Zetteln sammelst. Wenn es mal nicht so gut läuft, du dich uninspiriert fühlst oder dich Selbstzweifel packen, erinnern dich diese „selbstgemachten Glückskekse“ daran, wie viel du schon geschafft hast und was andere an dir schätzen.

Statt eines Glases kannst du auch eine alte Teedose oder schöne Schachtel nutzen oder ein Dokument auf deinem PC oder Smartphone anlegen.

Bonustipp: Nutze mehr Journalingvorlagen

Das Netz ist voll mit coolen Journalingfragen und -ideen. Besonders über Google und auf Pinterest wirst du viel Inspiration finden. Bei meiner Recherche bin ich beispielsweise auf diese Fragensammlung gestoßen, die ich sehr erfrischend fand: 101 ehrliche & direkte Journaling Fragen, die dich in einen Selbstreflexions-Profi verwandeln.

Oder wie wär’s mit einem Buch? Sehr originelle Fragen, die du so woanders nicht findest, erwarten dich in 100 Fragen Ihr Leben betreffend* von Petra Bock. Besonders schön gestaltet ist Ungezähmt – das Journal: So hörst du auf, gefallen zu wollen, und fängst an zu leben* von Glennon Doyle.

Falls du selbstständig bist und deine Personal Brand voranbringen willst, habe ich dir 55 Journalingfragen zusammengestellt, die dich auf die richtige Spur bringen.

*Affiliate-Link. Du zahlst den normalen Preis und ich bekomme eine kleine Provision.

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2 Kommentare

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VeronikaAntworten
10. April 2024 um 4:15 pm

Ich bin über Annas Blog-Parade auf diesen Beitrag gestoßen. Danke für spannenden Journaling-Ideen! Den fiktiven Brief finde ich besonders spannend. Speziell dein Vorschlag ihn an ein Gefühl zu richten, spricht mich sehr an. Liebe Unbekümmertheit, jetzt haben wir uns schon länger nicht mehr gehört, daher wollte ich mit dir wiedereinmal Kontakt aufnehmen…. oder so 😉 Das möchte ich unbedingt ausprobieren. LG Veronika

EliseAntworten
10. April 2024 um 7:44 pm
– Als Antwort auf: Veronika

Hey, liebe Veronika,
merci für dein Feedback und viel Spaß beim Briefeschreiben. Freut mich sehr, dass die Ideen dich inspiriert haben!
Liebe Grüße
Elise

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